Leonie Trunzer

Landarztquote BW

Leonie Trunzer berichtet, wie eine Bewerbung für die Landarztquote abläuft

Seit dem WS21/22 besteht die Möglichkeit, sich über die Landarztquote in Baden-Württemberg für einen Medizinstudienplatz zu bewerben. Leonie Trunzer aus Lohrbach bekam so 2021 ihren langersehnten Studienplatz in Heidelberg. Die Medizin(er)-Netzwerkteilnehmerin berichtet in einem kleinen Interview, wie die Bewerbung hierfür abgelaufen ist.

Das nächste Bewerbungsverfahren für die Landarztquote im Wintersemester 2022/2023 beginnt am 1. März 2022.

Bewerbungen können vom 1. März 2022 bis zum 31. März 2022 ausschließlich über das Bewerbungsportal über das Bewerbungsportal über das Bewerbungsportal eingereicht werden.

Interview:

Liebe Leonie, es freut uns sehr, Dich heute zur Landarztquote in Baden-Württemberg interviewen zu dürfen. Zunächst wollen wir aber wissen, warum hast du Dich für ein Medizinstudium entschieden und mit welchen Voraussetzungen bist du gestartet?

Hallo ihr Lieben 😊 Sehr gerne erzähle ich Euch heute etwas über die Landarztquote und meinen Weg zum Medizinstudienplatz.

Schon als kleines Kind war für mich klar, dass ich Kinderärztin werden möchte, weshalb ich unbedingt auf dem Gymnasium Latein lernen wollte, um mir später meinen Traum verwirklichen zu können. Heute spielt das zwar keine große Rolle mehr und man kann natürlich auch ohne Lateinkenntnisse Medizin studieren, für mich war es aber schon damals von großer Bedeutung.

Daher war meine Wahl für die weiterführende Schule klar und ich konnte auf dem NKG in Mosbach, im Jahr 2016, mein Abitur absolvieren. Allerdings reichte mein Abiturdurchschnitt nicht für einen Studienplatz in Deutschland aus.

Im Laufe meiner Schullaufbahn bestärkte sich mein Wunsch vom Medizinstudium immer wieder, sodass ich Praktika in Kliniken oder Tage bei meiner Kinderärztin verbrachte, um einen besseren Einblick in die Praxis zu bekommen.

In der elften Klasse bewarb ich mich dann für eine Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin am Universitätsklinikum Heidelberg, denn ich war mir sicher, dass ich auf jeden Fall im Bereich der Pflege und Medizin arbeiten möchte.

So begann ich direkt nach dem Abitur meine Ausbildung am Uniklinikum, die ich im September 2019 auch erfolgreich mit dem Staatsexamen abschließen konnte. Seither arbeite ich in der Orthopädischen Universitätsklinik in Schlierbach auf der Kinderstation.

Schon während der Ausbildung in Heidelberg merkte ich, wie verbunden ich mit meiner Heimat bin und später auch am liebsten „auf dem Land“ oder „im Dorf“ arbeiten möchte. Es ist mein größter Traum, mich in meiner Zukunft als Haus- oder Kinderärztin, auf dem Land niederzulassen – auch wenn der Weg bis dahin noch weit sein wird.

Nachdem ich zwei Jahre Berufserfahrung sammelte, eine Fortbildung zur Praxisanleiterin für Pflegeberufe absolvierte und den Test für medizinische Studiengänge geschrieben habe, war es endlich soweit und die Landarztquote in Baden-Württemberg startete.

Das habe ich als Chance genutzt und mich im Frühjahr 2021 direkt beworben, denn die Landarztquote entspricht genau meinen Zielen. Ich habe mich auch sehr gefreut, dass in Baden-Württemberg als Fachdisziplin außer der Inneren und Allgemeinmedizin auch die Pädiatrie dazuzählt, was in einigen anderen Bundesländern nicht der Fall ist.

Ist es einfach, sich über das Bewerberportal zu bewerben? Muss man sich zusätzlich noch über hochschulstart oder andere Portale bewerben?

Das Bewerbungsverfahren ist nicht besonders schwer und auf der Webseite des Serviceportals vom Land Baden-Württemberg wird alles genau erklärt. Alle erforderlichen Unterlagen sind:

  • Kopie der Hochschulzugangsberechtigung,
  • Anschreiben und tabellarischer Lebenslauf,
  • Kopie des Personalausweises oder Reisepasses,
  • Kopie der Ergebnismitteilung eines in der Bundesrepublik Deutschland angebotenen, strukturierten fachspezifischen Studieneignungstests. Aus der Mitteilung muss sich ergeben, wieviel Prozent der Vergleichsgruppe ein kleineres Testergebnis erzielt haben als Sie (Prozentrang),
  • sofern zutreffend: Nachweis über eine Berufsausbildung oder berufliche, praktische oder ehrenamtliche Tätigkeit.

Bei Nachweisen, die nicht in deutscher Sprache vorliegen, ist es notwendig, eine amtliche deutsche Übersetzung beizufügen.

Auch bei ausländischen Ausbildungsabschlüssen oder einer nicht nach deutschem Recht erworbenen Hochschulzugangsberechtigung muss die Gleichwertigkeit in geeigneter Form nachgewiesen werden.

Man bewirbt sich in elektronischer Form über das Serviceportal BW, zusätzlich aber auch über das Dialogorientierte Serviceverfahren (DoSV) von Hochschulstart, also der „regulären“ Plattform. Die Bewerberidentifikationsnummer vom DoSV ist im Rahmen der Bewerbung des Landes Baden-Württemberg mit anzugeben.

Wie geht es nach dem Online-Antrag auf dem Bewerberportal weiter?

Die Bewerbung besteht aus einem zweistufigen Auswahlverfahren:

In der ersten Stufe werden für alle „gesammelten“ Leistungen (z.B. Berufsausbildung, -erfahrung, TMS, etc.) Punkte vergeben, die maximale Punktzahl beträgt 100 Punkte. Wenn ihr Euch näher dafür interessiert, könnt ihr die genaue Punkteverteilung auf der Webseite des Landes Baden-Württembergs in der „Verordnung der Landesregierung und des Sozialministeriums zur Durchführung des Landarztgesetzes Baden-Württemberg“ nachlesen.

Anhand der Punktevergabe wird eine Rangliste erstellt und 150 Bewerber werden zu einem Auswahlgespräch eingeladen.

Es hat nur wenige Wochen gedauert bis ich die Einladung zu einem mündlichen Gespräch erhielt.

Das mündliche Auswahlgespräch zählt zur zweiten Stufe des Verfahrens und von den 150 eingeladenen Bewerbern erhalten schließlich 75 einen Studienplatz.

Wie läuft das Auswahlgespräch an der Uni ab und welche Aufgaben musstest du dort lösen?

Das Auswahlgespräch fand 2021 aufgrund der Corona-Pandemie online statt, daher kann ich nur vom virtuellen Gespräch erzählen.

Die Auswahlkommission bestand aus einem/einer Hochschullehrer/in und einem Arzt/einer Ärztin der hausärztlichen Versorgung, zusätzlich nahm noch ein „beobachtender“ Vertreter der zuständigen Stelle des Sozialministeriums am Gespräch teil. Beim Gespräch wurden Eignung und Motivation der Bewerber anhand eines strukturierten Fragebogens bewertet. Ich erinnere mich an Fragen, wie ich einen Patienten mit Gelenkbeschwerden und Übergewicht beraten würde oder aber auch persönliche Fragen, in welchen belastenden Situation ich selbst schon war und wie ich diese bewältigen konnte. Natürlich wurden auch Fragen zur „Landarzttätigkeit“ gestellt und ob man sich der „Verpflichtung“ bewusst ist.

Welche Kriterien sind Grundlage der Entscheidung für einen Medizinstudienplatz über die Landarztquote?

Die Auswahl erfolgt nach diesen Kriterien:

  • das Ergebnis eines fachspezifischen Studieneignungstests,
  • die Art und Dauer einer Berufsausbildung oder Berufstätigkeit in einem Gesundheitsberuf,
    Beispiel: Altenpflegerin oder Altenpfleger
  • die Ausübung einer praktischen oder ehrenamtlichen Tätigkeit, die über die Eignung für den Studiengang Medizin sowie die anschließende hausärztliche Tätigkeit Auskunft geben können,
    Beispiel: Freiwilliges Soziales Jahr im Bereich des Rettungsdienstes
  • ein Auswahlgespräch oder das Ergebnis eines anderen mündlichen Verfahrens, das über die besondere Eignung Aufschluss geben kann.

Dazu kann ich persönlich berichten, dass alle Kommilitonen und Kommilitoninnen, die ich bisher kennenlernen konnte und die über die Landarztquote einen Studienplatz erhalten haben, berufliche Vorerfahrungen haben.

Hast du in der Verpflichtung von 10 Jahren ärztlicher Tätigkeit in einem unterversorgten, ländlichen Raum ein Hindernis für deine Bewerbung zur Landarztquote gesehen?

Um ehrlich zu sein: Nein 😊 Da ich mir das Leben im ländlichen Raum sehr gut vorstellen kann, hat mich das eher noch dazu motiviert!

Man sollte sich aber bewusst sein, dass es eine Verpflichtung fürs Leben ist und man keine Möglichkeit hat, sich für eine andere Facharztrichtung beispielsweise die Chirurgie zu entscheiden, höchstens dann nach den zehn Jahren.

Zu den Vertragspflichten zählt außerdem eine Geldstrafe von 250.000€ beim „Nicht-Einhalten“ des Gesetzes, was vielleicht auch den ein oder anderen abschreckt, sowie die Vollzeittätigkeit. Diese kann allerdings aufgrund besonderer familiärer oder persönlicher Umstände reduziert werden (z.B. Elternzeit), ein wichtiger Punkt, wenn man, wie ich, später vielleicht auch mal eine eigene Familie gründen möchte 😊

Abschließend wünsche ich allen, die sich fürs Medizinstudium bewerben möchten, ganz viel Erfolg, egal auf welchem Weg! Wenn man es wirklich will, kann man es schaffen! 😊

Liebe Leonie, Herzlichen Dank für deine super Auskunft rund um das Thema Landarztquote Baden-Württemberg!

Wir freuen uns sehr, dass Du so einen Medizinstudienplatz in Heidelberg bekommen hast und freuen uns schon riesig, Dich als zukünftige Ärztin im Neckar-Odenwald-Kreis willkommen zu heißen! Bis dahin unterstützen wir Dich während des Studiums und der Facharztweiterbildung natürlich mit Rat und Tat!

Schön, dass du mit in unserem Medizin(er)-Netzwerk „Wir für Medizin(er)“ dabei bist! 😊

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