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- Veröffentlicht: 14. Februar 2022
- Erstellt: 14. Februar 2022
Die Ärztinnen und Ärzte im NOK stellen sich vor
„Man kann in jedem Abschnitt seiner Weiterbildung tolle Erfahrungen sammeln und was Sinnvolles für die spätere Praxistätigkeit mitnehmen.“
Andreas Harsch, Allgemein- und Notfallmediziner in Billigheim berichtet über seinen Weg im Neckar-Odenwald-Kreis, welche Chancen er in einem Weiterbildungsverbund für Allgemeinmedizin sieht und welche Aufgaben ihn gerade bei seiner Praxisübernahme und dem Weg in die Selbstständigkeit beschäftigen.
Interview:
Hallo Herr Harsch, schön, dass Sie unser Interviewpartner für den ersten Newsletter 2022 sind. Würden Sie uns kurz von sich und Ihrem Werdegang berichten und wie sieht aktuell ihr Alltag als Hausarzt in Billigheim aus?
Ich bin 41 Jahre jung und wohne mit meiner Familie in Mosbach. Nach dem Studium in Ulm habe ich ein Jahr dort in der Anästhesie verbracht. Schnell wurde mir klar, dass Anästhesie zwar ein sehr schönes Fach ist, aber der Umgang mit dem Patienten doch auf das Minimum reduziert ist. Zudem kam der Wunsch auf, wieder zurück aufs Land zu ziehen. Damals wäre ich beinahe im Klinikum am Plattenwald gelandet, doch die Neckar-Odenwald-Kliniken waren schneller und so konnte ich fast 3 Jahre meiner Weiterbildungszeit in der Inneren Medizin verbringen. Ich hatte hier am Standort Mosbach sehr gute Kollegen und einen Chefarzt, der sich super um die Weiterbildung der Assistenten gekümmert hat. Die Hierarchien waren vergleichbar flach. Durch meine Erfahrungen in der Anästhesie konnte ich relativ schnell auf der Intensivstation eingesetzt werden, was ich auch sehr gerne gemacht habe. Während dieser Zeit habe ich auch die Zusatzbezeichnung Notfallmedizin erworben und das, noch sogar vor meiner eigentlichen Facharztprüfung. Hierbei wurde ich von den Neckar-Odenwald-Kliniken toll unterstützt und fahre bis jetzt immer noch gerne und regelmäßig Notarzt in Mosbach. Auf die Zeit in den NO-Kliniken blicke ich gerne zurück und bin dankbar für alles, was ich dort lernen durfte.
Irgendwann kam dann der Wunsch nach Veränderung, um den Schritt in den niedergelassenen Bereich, in eine Hausarztpraxis, zu wagen. Dadurch, dass wir zum damaligen Zeitpunkt bereits in Mosbach in der Nähe des Krankenhauses gewohnt haben war klar, dass ich eine Praxis in der Nähe suchen werde. Nach der ersten Kontaktaufnahme, war Herr Stuck in Billigheim sehr daran interessiert, dass ich zu ihm in die Praxis komme und das war für mich eine richtig gute Entscheidung.
In der Praxis sind die Arbeitszeiten deutlich geregelter und der Arbeitstag planbarer, aber keine Sorge, es wird nicht langweilig. Man hat tagtäglich Patienten jeden Lebensalters, vom Kleinkind bis zu betagten Menschen, zu betreuen. Auch Krankheitsbilder von Husten, Schnupfen, Heiserkeit bis hin zum Herzinfarkt, ist alles dabei. Prävention spielt auch eine große Rolle in der Hausarztpraxis, so kann man bei einem oder anderen doch die Weichen richtigstellen und Schlimmeres verhindern.
Warum haben Sie sich entschieden, sich als Hausarzt im Neckar-Odenwald-Kreis niederzulassen und welche Rolle spielte dabei Dr. Stuck und die Gemeinde Billigheim?
Nachdem mir trotz aller Bedenken klar wurde, dass die Arbeit in der Hausarztpraxis genau das ist, was ich machen möchte und dass deshalb der Weg zurück in die Klinik keine Option war, war auch schnell klar, dass ich nicht für immer im Angestelltenverhältnis bleiben wollte. Und dass ich die Praxis übernehme, in der ich die längste Zeit meiner Weiterbildung tätig war und dort das Team und die Patienten kenne, hat die Entscheidung einfach gemacht. Herr Stuck hat mir durch seine jahrzehntelange Erfahrung natürlich auch sehr viel auf den Weg mitgegeben. Dazu kam auch, dass kurz nach meinem Tätigkeitsbeginn in Billigheim, der frischgewählte Bürgermeister Herr Diblik, uns zu einem Gespräch eingeladen hat und einfach von uns wissen wollte, wie es um die ärztliche Versorgung in der Gemeinde Billigheim und im Landkreis steht. Daraus sind dann weitere Treffen entstanden und irgendwann hat sich die Gemeinde bereit erklärt, für unsere Praxis, Räumlichkeiten zu suchen oder zu errichten. Das alles hat meine Entscheidung natürlich sehr positiv beeinflusst, mich in Billigheim niederzulassen. Und auch hier stand mir Herr Stuck bei allen Fragen und Entscheidungen zur Seite.
Welche Chancen und Vorteile sehen Sie nun, durch die Gründung eines Weiterbildungsverbundes für Allgemeinmedizin im Neckar-Odenwald-Kreis, für unsere jungen Ärztinnen und Ärzte? Und welche Tipps und Tricks empfehlen Sie jungen Assistenzärzt*innen für ihre Weiterbildung, ausgehend von ihrer heutigen Erfahrung?
Durch einen Weiterbildungsverbund für Allgemeinmedizin im Neckar-Odenwald-Kreis, gestaltet sich die Weiterbildung junger Ärzt*innen um ein Vielfaches einfacher. Alle Ausbildungsabschnitte können hier komplett im Neckar-Odenwald-Kreis abgeleistet werden und dazu kooperieren die ambulanten mit den stationären Kooperationspartnern. Man kann hier sofort nach dem Studium durchstarten, egal ob im stationären oder im ambulanten Bereich. Es besteht die Möglichkeit, seine komplette Weiterbildungszeit strukturiert, mit allen Akteuren zu planen. Frau Bundschuh vom Landratsamt unterstützt gerne bei der Koordinierung der verschiedenen Weiterbildungsabschnitte und stimmt sich mit den Kooperationspartnern im ambulanten und stationären Bereich ab, sodass die Weiterbildungsassistent*innen nur noch wenig Aufwand mit der Planung ihrer Weiterbildung haben. Mit den NO- Kliniken an beiden Standorten und den vielen Haus-und Fachärzten die am Weiterbildungsverbund teilnehmen, ist der Neckar-Odenwald-Kreis sehr gut aufgestellt. In unserer Praxis hatten wir bereits seit 2016 durchgehend Weiterbildungsassistent*innen beschäftigt. Aktuell ist Frau Dr. Lagler bei uns, sie steht kurz vor ihrer Facharztprüfung und wir hoffen natürlich, dass weitere Weiterbildungsassistent*innen folgen werden. Wir haben aktuell eine 18 Monatige Weiterbildungsermächtigung und haben bereits eine 24 Monatige, nach der neuen Weiterbildungsordnung 2020, bei der Ärztekammer beantragt.
Ich persönlich finde den Weg über den stationären in den ambulanten Bereich sinnvoller, lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Ich denke, dass jeder seinen Weg machen kann, egal welche Stationen man, in welcher Reihenfolge, gemacht hat. Auch als fertiger Facharzt hat man nie ausgelernt und bildet sich immer weiter. Da gibt es kein Rezept, man kann in jedem Abschnitt seiner Weiterbildung tolle Erfahrungen sammeln und was Sinnvolles für die spätere Praxistätigkeit mitnehmen.
Sie planen die Praxis von Dr. Stuck dieses Jahr zu übernehmen – wie sehen hier Ihre Meilensteine aus und wie möchten Sie die Praxis zukünftig weiterentwickeln?
Momentan ist es eine sehr spannende Zeit, ich habe jede Woche Termine wegen Finanzierung, Steuerberatung, Innenausstattung der neuen Praxis, Planung der Elektrik, also alles parallel zum Praxisalltag und das sind alles Themen von denen man als Mediziner erstmal nicht unbedingt eine Ahnung hat ;) Aber auch hier versuche ich die Herausforderung positiv zu sehen. Nach der Praxisübernahme wird zeitnah der Umzug in die neuen Räumlichkeiten erfolgen. Nach diesen personellen und räumlichen Veränderungen, werde ich zusammen mit dem Team dafür sorgen, dass die Praxisabläufe weiter verbessert und optimiert werden. In den kommenden Jahren wird die Digitalisierung in der Praxis eine zentrale Rolle spielen. Wir versuchen natürlich Weiterbildungsassistent*innen zu finden und für Billigheim zu gewinnen. Und hoffentlich, werde ich nach vielen Jahren selbst einen Nachfolger finden, am liebsten natürlich einen, der seine gesamte Weiterbildungszeit bei uns im Neckar-Odenwald absolviert hat. Gerne teile ich meine Erfahrungen für den Weg in die Niederlassung auch mit interessierten Ärztinnen und Ärzten.