Die Landarzt-Stipendiaten 2022

"Erzähl doch mal...!" - Interview mit drei Landarzt-Stipendiaten

Zum Wintersemester 2022/2023 hat der Neckar-Odenwald-Kreis zum dritten mal das Landarzt-Stipendium an Humanmedizinstudierende vergeben. Wir haben bei den drei Neuen nachgefragt, wie ihr Resümee nach den ersten Monaten als Stipendiat ausfällt.

Dina, Marcel und Aaron wurden 2022 als Landarzt-Stipendiaten des Neckar-Odenwald-Kreises ausgewählt und erhalten seitdem 500 € Förderung pro Monat. Leonie und Sinja vom Medizin(er)-Netzwerk haben den Dreien mal auf den Zahn gefühlt und nachgefragt, wie ihr Resümee nach den ersten Monaten als Landarzt-Stipendiat ausfällt und wie ihre Pläne für die Zukunft aussehen.

 

Weshalb hast du dich dazu entschieden, dich für das Landarzt-Stipendium im Neckar-Odenwald-Kreis zu bewerben?

Marcel: Das war im Rahmen des PJ und ich dachte ursprünglich, es wäre nur für zukünftige Hausärzte. Als ich wahrgenommen habe, dass es für alle Facharztrichtungen frei ist, habe ich mich natürlich gleich beworben. Denn die Extra-
Förderungen durch z.B. persönliches Mentoring und natürlich auch der finanzielle Anreiz sind eine tolle Unterstützung für mich. Da mir die ganze Zeit schon klar war, dass ich später auch mal hier im Kreis bleiben möchte, habe ich die   Gelegenheit gerne genutzt.

Dina: Ich bin über mehrere Zeitungsartikel auf das Stipendium aufmerksam geworden und habe schnell gemerkt, dass es sehr viele Vorteile hat. Man bekommt viel Unterstützung bei allen möglichen Fragen rund ums Studium, z.B. bei der Suche
nach einer Famulatur, und hat später gute Chancen auf einen Arbeitsplatz im Kreis. Und natürlich wird man auch finanziell sehr gut unterstützt, was während des verhältnismäßig langen Studiums, bei dem nebenbei viel zu arbeiten zeitlich oft schwierig ist, sehr entlastend ist.

Aaron: Das Landarzt-Stipendium bietet ein breites Spektrum an Leistungen, die über den finanziellen Zuschuss hinausgehen. Als Gegenleistung verstärke ich meine Verbindung zum NOK weiter.

 

Was macht für dich den Reiz aus, hier im Neckar-Odenwald-Kreis aktuell, aber auch zukünftig tätig zu sein?

Marcel: Aktuell ist es, dass ich in kleinen Häusern anfangen will, weil ich der Meinung bin, dass man da mehr praktisch arbeiten kann als in großen Häusern, in denen man untergeht. Und für die Zukunft ist der Reiz, die Lücke für die offenen Stellen im Kreis zu schließen und zu helfen, dass die Bewohner später auch hier einen Arzt haben und nicht extra weit fahren müssen. Ich weiß auch aus persönlicher Erfahrung, dass es schwer ist, hier an einen Arzt zu kommen. Und für die Zukunft würde mich vor allem auch reizen, zukünftig hier im Landkreis auch bei der Ausbildung zukünftiger Mediziner zu unterstützen. Immerhin habe ich vom Pflegepraktikum bis hin zur späteren Weiterbildung dann alles im NOK absolviert. Diesen Erfahrungsschatz möchte ich dann auch gerne weitergeben.

Dina: Ich komme aus dem NOK, meine Familie wohnt hier und auch viele meiner Freunde kommen aus der Nähe. Es gibt kein riesiges Klinikum, aber trotzdem eine große Auswahl an unterschiedlichen Facharztrichtungen.

Aaron: Ich komme von hier. Nachdem ich für das Studium einige Jahre andernorts verbracht habe, möchte ich nun, wie man so schön sagt, zu den eigenen Wurzeln zurückkehren.

 

Welche Verpflichtungen ergeben sich aus dem Stipendium für dich?

Marcel: Zum einen sollte ich naütrlich das Studium möglichst gut und in Regelstudienzeit abschließen. Und natürlich auch, dass ich für die Zeit der Förderung dann hier auch tätig werden muss.

Dina: Nach meinem Studium bin ich verpflichtet, im NOK eine Facharztausbildung zu machen oder 4 Jahre im NOK ärztlich tätig zu sein, wobei sich die Verpflichtung nach der Dauer der Förderung richtet. Während des Studiums muss die Hälfte der Famulaturen und ein Teil des Praktischen Jahrs im Kreis absolviert werden.

Aaron: Durch das Stipendium erhalte ich einen stetigen extrinsischen Motivationsbonus zur Erreichung der vor meinem inneren Auge befindlichen Ziele. Insofern sehe ich das Stipendium nicht als ‚Verpflichtung‘, sondern als Begleiter auf dem Weg zu gemeinsamen Zielen.

 

Die Landarzt-Stipendiaten im Neckar-Odenwald-Kreis können sich für jede Facharztweiterbildung entscheiden, die sie möchten. Hast du schon eine bestimmte Fachrichtung im Kopf, in der du in Weiterbildung gehen möchtest?

Marcel: Ich denke, dass es vorerst in die Innere Medizin gehen wird und da wird es wohl auch der Facharzt. Zum einen ist die Innere sehr vielseitig und der Internist zeichnet auch das Bild des „klassischen Arztes“ ab. Außerdem kann ich mich mit dieser Facharztweiterbildung später als Hausarzt niederlassen, wenn ich das möchte. Abschließend habe ich mich aber noch nicht entschieden - vorerst möchte ich hier im NOK noch viele Erfahrungen und Eindrücke sammeln und werde mich dann im Lauf der Zeit entscheiden.

Dina: Ich weiß aktuell noch nicht, in welche Richtung ich gehen möchte, finde es aber gut, dass die Auswahl so groß ist, auch wenn man dann die Qual der Wahl hat. Während der Famulaturen und dem PJ hat man ja auch noch die Möglichkeit, sich verschiedene Bereiche anzuschauen und herauszufinden, was einen am meisten interessiert.

Aaron: Zwei Fachrichtungen finde ich besonders spannend: Zum einen denke ich an die Weiterbildung im Bereich des öffentlichen Gesundheitswesens. Hieran gefallen mir der Blick auf das große Ganze mit einem starken präventiven Gedanken in Ergänzung zum kurativen Teil der Medizin. Zum anderen lockt die Neurologie mit komplexen Fällen, für die man ab und an in die Rolle eines Detektivs schlüpfen kann.

 

Was würdest du anderen Studierenden raten, die mit dem Gedanken spielen, sich auf das Stipendium zu bewerben?

Marcel: Zum einen: wenn ihr sowieso schon wisst, dass ihr hier zukünftig tätig werden wollt, dann macht es auf jeden Fall, denn die Bewerbung kostet ja nichts. Für die Unentschlossenen: einfach mal mit Leuten aus dem Netzwerk kurzschließen und Erfahrungen austauschen. Vielleicht auch mal in den Kliniken anfragen ob man hospitieren darf, denn da bekommt man auch schon mal wertvolle Einblicke. Dafür ist das Netzwerk da: Fragt einfach mal bei den Verantwortlichen, den Ärzten oder auch den Stipendiaten nach. Die tauschen sich gerne mit euch aus.

Dina: Sich für 4 Jahre zu verpflichten kann auf den ersten Blick abschreckend wirken, vor allem, wenn Facharztausbildung und das spätere Arbeiten noch so weit entfernt scheint und man noch keine Ahnung hat, wo man mal landet. Wenn man aber schon weiß, dass man später mal auf dem Land arbeiten möchte und einen Bezug zum NOK hat, bringt das Stipendium nur Vorteile.

Aaron: Auf (gedankliche) Worte Taten folgen zu lassen. Einfach mal die Website des Medizin(er)-Netzwerks besuchen und sich einen Eindruck verschaffen. Wer dann noch brennende Fragen hat, kann natürlich auch Kontakt aufnehmen. 

 

Welche Vorteile siehst du in der ärztlichen Tätigkeit auf dem Land im Vergleich zur Großstadt?

Marcel: Hier sind meine Familie und meine Freunde und ich habe hier viel Anschluss. In der Großstadt wäre das nicht so. Ich glaube auch, dass es auf dem Land in kleineren Häusern viel familiärer ist und ich hier für den Anfang viele Erfahrungen sammeln kann. Hier gibt es auch nicht so viele Studenten, die sich um die Arbeit streiten, sondern man kann einfach viel selbst machen. Was die hausärztliche Tätigkeit angeht: in der Stadt sind viele große Gemeinschaftspraxen, eher sogar Unternehmer, die dann viele Ärzte einstellen und bezahlen. Hier auf dem Land ist das noch die Praxis, in der schon meine Eltern waren. Die Arzt-Patienten-Beziehung ist hier viel intensiver und langfristiger als in der Stadt.

Dina: Als Landarzt hat man öfter mit den gleichen Patienten zu tun, kann so eine bessere Beziehung zu ihnen aufbauen, kennt sie und auch ihre Krankengeschichte besser und kann sich auf persönlicherer Ebene mit ihnen beschäftigen. In der Großstadt ist alles ein bisschen anonymer und auch hektischer.

Aaron: Mit dem Land verbinde ich vor allem Freiheit: Freie Straßen - man gelangt schnell von A nach B. Freie Wahl bei der Haus-/Wohnungssuche mit viel Freiraum, da viel Platz zu verhältnismäßig niedrigen Preisen vorhanden ist. Wer schließlich den Kopf frei bekommen möchte, kann das praktisch vor der eigenen Haustür beginnende Erholungsgebiet nutzen.

 

Welcher ist dein Lieblingsort im Neckar-Odenwald-Kreis und warum?

Marcel: Vor allem mein Zuhause. Aber ich bin hier auch im Sportverein und dort im Vereinsheim gefällt es mir einfach. Wir sitzen da gemeinsam nach dem Training zusammen und man fühlt sich dort einfach wohl und zuhause.

Dina: Mein Lieblingsort im NOK ist Buchen. Ich bin dort geboren und wohne auch immer noch hier. Buchen ist zwar keine Großstadt, aber groß genug, dass man alles hat, was man braucht.

Aaron: Überall wo es grün ist, gefällt es mir. Das sind wohl einige Orte…

 

 

 

Unser Bild zeigt die Landarzt-Stipendiatinnen und -stipendiaten Aaron, Dina und Marcel (v.l.)
Bildquelle: privat

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